Aquakultur

Das Jahr 2016 bedeutet eine historische Wende für die Schweizer Fischerei, die gemischte Gefühle auslöst. Es war das erste Mal, dass die Gesamtproduktion aus Aquakulturbetrieben (1400 Tonnen) die Fänge der Berufsfischer überflügelte (1360 Tonnen). Während die Erträge in der Fischzucht auch in den nächsten Jahren voraussichtlich um bis zu 10 Prozent jährlich wachsen werden, ist absehbar, dass die Wildfänge aus den Seen zumindest stagnieren werden.

Fischzucht in der Schweiz (Excel-Tabelle)

Offizielle Daten des Bundeamts für Statistik.

https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/land-forstwirtschaft/jagd-fischerei-fischzucht/fischerei.assetdetail.4902199.html

 

Der Fisch des Jahres 2019 spielt eine wichtige Rolle für die nahe Zukunft der Schweizer Aquakultur. Die starke und weiterhin wachsende Nachfrage nach den begehrten Eglifilets war und ist Inspiration für einige der grössten Projekte in unserem Land. Hochwertiger Fisch aus der Region ist so wertvoll geworden, dass sich Investitionen in die aufwändige Infrastruktur und die Erforschung aller Aspekte der Aufzucht lohnen.

Die Hürden sind weiterhin hoch: Im Vergleich zur Haltung von Vögeln und Säugetieren steckt die Fischzucht mit Ausnahme einiger weniger Arten wie Karpfen, Forelle und Lachs noch in der Pionierphase. Die Aquakultur des Egli beispielsweise wird erst seit wenigen Jahrzehnten ernsthaft erforscht. In dieser Zeit gab es einige erfreuliche Erfolge, aber auch teure Flops.

Um nachhaltig erfolgreich zu sein, braucht ein Betrieb enormes biologisches und technisches Know-how sowie umfassende praktische Erfahrung. Das beginnt beim Ausbrüten des Laichs und endet bei der konstanten Nachzucht der Fische, die sich natürlicherweise nur einmal im Jahr während einer relativ kurzen Laichzeit fortpflanzen.

Die idealen Aufzuchtbedingungen in Bezug auf Beleuchtung, Wassertemperatur, Sauerstoffgehalt und Fischdichte müssen ebenso gefunden werden, wie das passende Futter für die verschiedenen Altersstadien. Um die Übernutzung der Meere zu verringern, muss dabei der Anteil an Fischprotein möglichst durch pflanzliches Eiweiss ersetzt werden. Gute Haltungsbedingungen erlauben es überdies auf Antibiotika und andere Medikamente zu verzichten.

Erfolgreiche Schweizer Pioniere

Zwei Schweizer Unternehmen haben in den letzten Jahren Wege und Lösungen gefunden, dank denen sie Schweizer Zuchtegli in exzellenter Qualität zu konkurrenzfähigen Preisen und vor allem in früher undenkbarer Menge anbieten können.

Valperca in Raron und das Tropenhaus in Frutigen nutzen beide den Vorteil des konstant temperierten Quellwassers, das durch den Tunnelbau im Lötschberg verfügbar wurde. Das völlig unbelastete und rund 17 bis 18 Grad warme Bergwasser ist ideal geeignet zur Aufzucht von Egli. In einer Zirkulationsanlage erwärmt es sich mit minimalem Energieaufwand auf 20 Grad und ermöglicht ein rasches Wachstum der Fische. Die Egli erreichen ihre Marktgrösse zwischen 100 und 200 Gramm innert weniger als einem Jahr.

Percitec im waadtländischen Chavornay, mittlerweile eine Tochter von Valperca, hat zudem eine der grössten Hürden der Egli-Aquakultur gemeistert. Die innovativen Forscher haben ein System entwickelt, dass es möglich macht rund ums Jahr Eglinachwuchs zu produzieren.  Dazu werden verschiedene Elterntierpopulationen in individuellen Tanks gehalten. Durch präzise Steuerung von Temperatur und Licht wird die Laichreife auf natürliche Weise gesteuert. So kann Valperca kontinuierlich Egli in Marktgrösse liefern und die Anlagen optimal nutzen. Die rund 80 Tonnen Egli, die hier pro Jahr herangezogen werden übertreffen den Ertrag des nahen Neuenburgersees um mehr als das Doppelte (2017: 37 Tonnen)

Valperca in Raron (VS)

Das innovative Unternehmen betreibt die Eglizucht auf internationalen Spitzenniveau und hat auch eine Marke kreiert, um die Wertschöpfung mit ihren Aquakultur-Egli zu optimieren. Sie heisst Perche Loë, eine Anspielung auf das französische Wort l’eau und den Lötschberg.

https://www.lapercheloe.ch/de/loe

 

GaultMillau freut sich über Schweizer Topqualität

Die heimische Spitzengastronomie schätzt die Qualität und Frische von regional produziertem Fisch.

https://www.gaultmillau.ch/starchefs/zuchtegli-aus-raron-vs-ein-fisch-namens-loe

 

Tropenhaus Frutigen

In Frutigen nutzt man wie in Raron das warme Tunnelwasser aus dem Lötschberg zur Zucht von Egli, Zander und Stören.

https://www.tropenhaus-frutigen.ch

 

Diese erfolgreichen Beispiele rufen weitere Unternehmen auf den Plan. Die Bekanntheit und Beliebtheit des Egli, das zunehmende Bewusstsein für den Wert regional produzierter Produkte und die tendenziell steigenden Preise für Fisch aufgrund von knapperen Ressourcen versprechen in Zukunft attraktive Renditen. 

Insbesondere Grossverteiler werden künftig auch aus Imagegründen noch mehr auf heimischen Fisch setzen und investieren darum in eine zuverlässige Versorgung mit diesem wertvollen Lebensmittel.

 

Die Migros plant eine eigene Eglizucht

Die Migros-Tochter Micarna plant eine Hallen-Mastanlage für Egli im Hafengebiet von Birsfelden mit einer Kapazität von 85 Tonnen im Jahr.

https://www.basellandschaftlichezeitung.ch/basel/baselbiet/der-hunger-auf-egli-ist-riesig-die-migros-will-ihn-jetzt-stillen-132140459$