Biologie

Das Bachneunauge (Lampetra planeri) ist der letzte Vertreter der Neunaugen, der noch in der Schweiz heimisch ist. Sie gehören nicht wie alle anderen Fischarten in unserem Land zu den Knochenfischen, sondern zu eine viel älteren Wirbeltiergruppe, den so genannten Rundmäulern (Cyclostomata), von denen es heute weltweit noch zwei Familien gibt, die Neunaugen mit etwa 40 Arten und die noch geheimnisvolleren Schleimaale, dvon denen die meister der bekannten Arten am Grund der Tiefsee als Aasfresser leben.

Neunaugen erinnern auf den ersten  Blick an Aale. Sie sind bei näherer Betrachtung aber klar zu unterscheiden. Das beginnt beim Kopf. Das Maul der Neunaugen ist umgebaut zu einer einzigartigen, bezahnten Saugscheibe. Unverwechselbar sind auch die sieben runden Kiemenöffnungen und das unpaare, zentral liegende Nasenloch. Zusammen mit dem tatsächlichen Auge ergab das für die ersten Naturbeobachter neun Augen: ein Name den es allerdings nur im deutschen Sprachgebrauch gibt.

Neunaugen besitzen beispielsweise noch keine paarigen Flossen, sondern nur einen einfachen Flossensaum. Das moderne Baumaterial Knochen sucht man vergeblich: Die Wirbelsäule ist mit knorpelähnlichem Bindegewebe verstärkt.

Schuppen fehlen, die relativ dicke Haut wird zusätzlich mit einer dicken Schleimschicht geschützt. Auch eine Schwimmblase gibt es nicht. Dieser Bauplan ist uralt! Zur Illustration: Trotz ihrer oberflächlichen Ähnlichkeit sind Aale deutlich näher mit dem Menschen verwandt als mit den Neunaugen!

In Schweizer Gewässern laichen die Bachneunaugen von April bis Juni. Die Tiere wandern dafür oft mehrere Kilometer weit und versammeln sich an schnell fliessenden Gewässerstellen mit sandigem oder kiesigem Grund. Gruppen von bis zu zwanzig Exemplaren schwänzeln kleine Laichgruben frei. Für den eigentlichen Laichakt saugen sich die Weibchen an einem Stein fest und werden von den Männchen umschlungen. Die bis zu 2000 Eier mit einem Durchmesser von etwa einem Millimeter werden äusserlich befruchtet und sinken in den gesäuberten Kies. Innert weniger Tage schlüpfen daraus Larven, die sich von der Strömung abtreiben lassen, bis sie ihre Kinderstube erreichen. Sie nisten sich ein in Sand, Laub oder Schlamm, wo sie zu wurmähnlichen Kreaturen ohne Augen heranwachsen. Die Bachneunaugenlarven, man nennt sie auch Querder, filtern das Wasser ähnlich wie Muscheln und ernähren sich von Mikroorganismen und organischem Material.

Nach drei bis fünf Jahren und einer Länge von bis zu 15 Zentimetern beginnt eine Metamorphose (Verwandlung), die vier bis sechs Wochen dauert. In dieser Zeit formt sich die typische Saugscheibe, es entwickeln sich Augen und die Eier bzw. Spermien reifen heran. Gleichzeitig bildet sich der Verdauungstrakt zurück. Die geschlechtsreifen Bachneunaugen fressen nicht mehr und leben nur wenige Monate bis zu ihrer Hochzeit. Kurz danach sterben sie und vollenden den Zyklus.

 

PORTRAITS IN DEUTSCH

Bacheunauge & Co.auf Wikipedia

Das Bachneunauge (Lampetra planeri) gehört zu den Rundmäulern (Cyclostomata). Seine nächsten Verwandten sind das Flussneunauge (Lampetra fluviatilis) und das Meerneunauge (Petromyzon marinus). Auch diese beiden Wanderformen erreichten die Schweiz in vorindustrieller Zeit und pflanzten sich in unseren Gewässern fort.

Fundierte Information über Neunaugen liefert Wikipedia.

 

https://de.wikipedia.org/wiki/Neunaugen

https://de.wikipedia.org/wiki/Bachneunauge

https://de.wikipedia.org/wiki/Flussneunauge

https://de.wikipedia.org/wiki/Meerneunauge 

Jagd. und Fischereiverwaltung des Kantons Bern

Das Einzugsgebiet der Aare und der Jurasüdfuss gehören zu den wichtigsten Lebensräumen für das Bachneunauge in der Schweiz. Der Kanton Bern ist ein Pionier in der Gewässerrenaturierung und im Fischartenschutz.

 

www.vol.be.ch/vol/de/index/natur/fischerei/artenfoerderung/fischarten/bachneunauge.html

 

Naturmuseum St. Gallen

Kurzportrait mit Fokus auf dem Kanton St. Gallen.

www.naturinfo.ch/fauna/fische/artbeschreibungen/bachneunauge/

 

Naturbund Schleswig Holstein

Unterhaltsam geschriebens und gut recherchiertes Portrait mit interessanten Ausführungen zur Situation in Norddeutschland.

https://schleswig-holstein.nabu.de/tiere-und-pflanzen/fische-und-neunaugen/14713.html

 

Fischlexikon des Landesfischereiverbands Bayern

Vorbildliche Information des hochprofessionellen Fischereiverbands in unserem Nachbarland.

lfvbayern.de/lexikon/bachneunauge

 

 

PORTRAITS IN ENGLISCH

fishbase.org

Dieses wissenschaftliche Portal ist die internationale Referenz für Fischinteressierte rund um den Globus.

 

Family Northern Lampreys (Petromyzontidae)

www.fishbase.org/summary/FamilySummary.php

 

European brook lamprey

www.fishbase.org/summary/4481

River Lamprey

www.fishbase.org/summary/4480

Sea Lamprey

www.fishbase.org/summary/2530

 

FAO - Food and Agriculture Organization of the United Nations

Lampreys of the World ist eine sehr fundierte Vorstellung der Neunaugen weltweit durch Claude B. Renaud, einen der renommiertesten Neunaugenforscher der Welt.

www.fao.org/3/a-i2335e.pdf

 

Wildscreen Arkive

Aufwändig produziertes und wissenschaftlich fundiertes Portal mit professionellen Bildern und Filmen über interessante Tierarten, zu denen die Neunaugen ohne Zweifel gehören.

www.arkive.org/brook-lamprey/lampetra-planeri/

www.arkive.org/river-lamprey/lampetra-fluviatilis/

www.arkive.org/sea-lamprey/petromyzon-marinus/