Fischer engagieren sich für gesundes Wasser
Die Delegierten des SFV haben sich in einer Resolution an der Delegiertenversammlung des SFV vom 10. Juni 2017 in Altendorf (SZ) einstimmig für die Unterstützung der zwei Initiativen zur Eindämmung des Pestizideinsatzes ausgesprochen.
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Warum unterstützt der SFV die Initiativen?
Die heutige Landwirtschaft mit übermässigem Pestizid- und Antibiotikaeinsatz und überhöhten Tierbeständen gefährdet die Umwelt und schliesslich auch uns. Die laufenden Initiativen zeigen einen neuen Weg zum Nutzen unserer Gewässer, unserer Gesundheit und auch der Zukunft unserer Landwirtschaft auf.
Gültig für beide Initiativen
Warum unterstützt der SFV beide Initiativen?
Um den notwendigen politischen Druck für eine Änderung in der landwirtschaftlichen Gesetzgebung zu erreichen, ist es wichtig, dass beide Initiativen die notwendige Unterschriftenzahl (100000) erreichen.
Gültig für beide Initiativen
Welche Initiative ist besser?
Es handelt sich um zwei Initiativen, deren Forderungen sich teilweise ergänzen, welche aber auch Unterschiede aufweisen.
Die Pestizidinitiative will den Einsatz synthetischer Pestizide sowie die Einfuhr von mit solchen hergestellten Produkten verbieten.
Die Trinkwasserinitiative ist umfassender. Sie umfasst zum einen alle Pestizide (also auch Giftstoffe, die im Biolandbau eingesetzt werden), zum anderen auch den prophylaktischen Antibiotikaeinsatz und eine standortgemässe Tierhaltung, bei welcher die Tierhaltung der Futtergrundlage angepasst ist. Alle drei Aspekte beeinflussen die Umwelt und die Gewässerqualität massgeblich.
Der Ansatz der Initiative ist liberal, indem Betriebe, die sich nicht an diese Vorgaben halten, von einem wesentlichen Teil der Direktzahlungen ausgeschlossen werden (keine Verbote).
Es kann davon ausgegangen werden, dass falls beide Initiativen zustande kommen, die eidgenössischen Räte einen ausgewogenen Gegenvorschlag erarbeiten werden.
Gilt für beide Initiativen
Die Initiativen sind zu extrem
Nein
Eine nachhaltige Landwirtschaft in der Schweiz wäre möglich.
Gemäss Bundesverfassung Art. 104 ist die Agrarpolitik verpflichtet, eine nachhaltige Landwirtschaft wirksam zu fördern. Dies war bisher nur sehr ungenügend der Fall. Kein einziges der Umweltziele Landwirtschaft, welche geltendes Recht konkretisieren, wurde in den letzten 20 Jahren trotz einer im internationalen Vergleich sehr hohen staatlichen Unterstützung von der Schweizer Landwirtschaft erreicht. Grund dafür sind u.a. nicht zielkonform ausgerichtete Direktzahlungen.
Ein Grossteil der Direktzahlungen bietet Anreize für eine nicht nachhaltige Landwirtschaft.
Die Initiativen machen Druck auf die Agrarpolitik, das bisherige Versagen endlich anzugehen.
Beide Initiativen sind realistisch.
Was 6000 Bio- Bauern und zahlreiche weitere, ohne Pestizide wirtschaftende Betriebe können, können die anderen auch.
Sie sollen in Zukunft dafür gezielt unterstützt werden.
Gilt für beide Initiativen
Weiterführende Links:
Bundesrat rügt: Landwirtschaft erreicht wichtige Umweltziele nicht!
Die Initiativen sind gegen unsere Bauern
Nein. Sie nützen unseren Bauern. Die Nachfrage nach nachhaltig produzierten Produkten ist stetig am steigen. Es werden sogar Bioprodukte importiert, um die inländische Nachfrage decken zu können. Wenn wir diese Chance packen, überlassen wir diesen Zweig nicht dem Ausland.
Qualität statt Quantität ist die Zukunft und die Chance für die schweizerische Landwirtschaft.
Produkte aus einer nachhaltigen, pestizidfreien Landwirtschaft haben nicht nur in der Schweiz einen klaren Absatzvorteil, sondern öffnen in einem globalisierten Markt Exportchancen zu gutem Preis.
Ein Verharren der Bauern beim Bisherigen würde hingegen mittelfristig zum Untergang der Schweizerischen Landwirtschaft führen, denn der Steuerzahler ist nicht mehr bereit für Bauern zu zahlen, welche die Umwelt und uns selbst schädigen.
Gilt für beide Initiativen
Links:
ch braunvieh: Biolandbau im Aufwind
www.bioaktuell.ch/fileadmin/documents/ba/medienspiegel/medienspiegel-2017/2-februar-2017/chbv_stierenauswahl_2017-02-28.pdf
Bio- Milch- ein knappes Gut
https://www.bauernzeitung.ch/news-archiv/2017/biomilch-ein-knappes-gut/
Wer in der Schweiz Bio- Produkte kauft https://www.agrarforschungschweiz.ch/artikel/2014_09_2002.pdf
Tages- Anzeiger: Auch Schweizer Bio kommt oft aus dem Ausland
https://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/auch-schweizer-bio-kommt-oft-aus-dem-ausland/story/27608897
Die Forderungen gefährden die landwirtschaftliche Produktion und die inländische Versorgung der Schweizer Bevölkerung
Die landwirtschaftliche Produktion wird durch keine der Initiativen gefährdet.
Die Ernährungssicherheit wird durch den Verzicht auf Pestizide weder in der Schweiz noch weltweit gefährdet.
Die Fleischproduktion im heutigen Ausmass ist in der Schweiz nur durch massive Importe von Futtermitteln möglich und hat nichts zu tun mit einer bodengebundenen, nachhaltigen Landwirtschaft. Vielmehr ist sie hochgradig vom Ausland abhängig und verursacht in der Schweiz durch die entstehenden Düngerüberschüsse vielfältige Umweltprobleme.
Pestizide: Im Grünland, das über vier Fünftel der Landwirtschaftsflächen in der Schweiz ausmacht, haben die Initiativen keinerlei negative Auswirkungen auf die Erträge. Auch bei wichtigen Acker- und Spezialkulturen sind die Erträge bei einer pestizidfreien Produktion nicht oder nur unwesentlich geringer. Bei anderen Kulturen wie beispielsweise Raps besteht dagegen noch Forschungs- und Entwicklungsbedarf, um auch ohne Pestizide eine hohe Ertagssicherheit und gute Erträge zu gewährleisten. Bisher wurde die betreffende Forschung stark vernachlässigt, was durch die Initiativen geändert werden soll.
Insgesamt dürften die Erträge durch die Initiativen damit nur geringfügig zurückgehen, wenn überhaupt. Die wesentlichen Hebel zur Verbesserung der Ernährungssicherheit und zur Reduktion von Importen liegen ohnehin nicht in möglichst hohen Erträgen, sondern vor allem in einer Reduktion der derzeit riesigen Nahrungsmittelverluste zwischen Feld und Teller. Sie betragen gegenwärtig über 30%. Eine massgebliche Reduktion dieser Verluste ist möglich und kann die Exporte deutlich stärker, effizienter und kostengünstiger reduzieren als eine intensive, auf einem hohen Pestizideinsatz basierende Landwirtschaft.
Eine nachhaltige Anbauweise benötigt weniger Energie und Wasser, stösst weniger Treibhausgase aus und erhöht die natürliche Bodenfruchtbarkeit. Dadurch erhöht sie die Ernährungssicherheit, anstatt diese durch eine überintensive Landwirtschaft zunehmend zu gefährden.
Die Initiativen helfen, den Verlust an Biodiversität zu stoppen und die Belastung von Böden und Wasser mit Agrarchemikalien, Hofdüngern und Antibiotika massgeblich zu reduzieren.
Gilt für beide Initiativen
Links:
WWF Foodwaste
www.wwf.ch/de/hintergrundwissen/hintergrund_konsum/essen_trinken/foodwaste/
UN experts denounce 'myth' pesticides are necessary to feed the world
https://www.theguardian.com/environment/2017/mar/07/un-experts-denounce-myth-pesticides-are-necessary-to-feed-the-world
Erklärung von Bern: Nachhaltige Landwirtschaft ohne intensiven Pestizideinsatz
https://www.publiceye.ch/de/themen-hintergruende/landwirtschaftbiodiversitaet/pestizide/loesung-nachhaltige-landwirtschaft/
Werden alle Bauern gezwungen Bio zu produzieren?
Setzen Schweizer Landwirte mehr Pflanzenschutzmittel ein als jene im Ausland ?
Es gibt dazu infolge einer leider äusserst lückenhaften Datenlage keine sicheren Aussagen. Was man aber mit Sicherheit sagen kann, ist, dass die Schweizer Landwirtschaft zu den Ländern mit einem besonders hohen Pestizideinsatz gehört. Und dass dies für ein Land, das ein Mehrfaches an staatlichen Geldmitteln für eine nachhaltige Landwirtschaft investiert als alle Länder im Umfeld, inakzeptabel ist.
Die Konsumenten erwarten, dass Schweizer Landwirtschaftsprodukte nachhaltiger produziert werden als solche, die aus dem Ausland importiert werden. Dafür sind sie bereit, einen höheren Preis zu bezahlen. Der Landwirtschaft dient die besonders nachhaltige Produktion bei der Werbung fast immer als wichtigstes Argument (z.B. aktuelle Fleisch- und Gemüsewerbung). Bisher fehlt dazu der Tatbeweis, und viele Versprechen, die den Konsumenten gemacht werden, entbehren einer faktischen Grundlage.
Eine Studie des Bundesamtes für Umwelt (BAFU) berechnet 4,5 kg Pflanzenschutzmittel/ha und Jahr (Landwirtschaftliche Nutzfläche ohne Dauergrünland (CH=68% der LN)) für die Schweiz, hingegen nur 2,4 bzw. 2,7kg für Österreich und Deutschland.
Das Ziel des Bundes, den Pestizideinsatz auf 1500 Tonnen zu reduzieren, wurde nie erreicht - seit 20 Jahren ist der Einsatz stabil bei deutlich über 2000 Tonnen. Das Agrarbudget wird vom Bundesamt für Landwirtschaft offensichtlich nicht zielführend eingesetzt.
Was die Initiativen fordern, ist eine Wende der Agrarpolitik, die das Geld endlich dafür ausgibt, wofür es gemäss Verfassung und gemäss vom Bund selbst gesetzten Zielen vorgesehen ist: Nämlich für eine nachhaltige Landwirtschaft. Kaum ein anderes Land hat so gute Voraussetzungen, um beim Pestizideinsatz vorauszugehen und zu zeigen, wie man Nahrungsmittel auch ohne permanenten Einsatz von Umweltgiften produzieren kann.
Gilt für beide Initiativen
Links:
Vergleich der Umweltbestimmungen im Landwirtschaftsrecht der EU und ausgewählter Mitgliedstaaten sowie der Schweiz
https://www.bafu.admin.ch/dam/bafu/de/dokumente/rechtrechtsgutachtenvergleich_der_umweltbestimmungenimlandwirtschaftsrecht
Pflanzenschutzmittel sind nicht giftig, denn Hersteller von Pflanzenschutzmitteln müssen diese von einer staatlichen Stelle bewilligen lassen
Das ist schlicht falsch.
Viele Pflanzenschutzmittel sind hochtoxisch. Ihre Anwendung ist immer nur unter Einhaltung bestimmter Auflagen zugelassen.
Zulassungen werden auf Basis von Unterlagen gemacht, welche die Hersteller einreichen. Die Versuchsanordnungen entsprechen nicht den realen Verhältnissen in komplexen Ökosystemen. Sie lassen keinen sicheren Beweis der Ungiftigkeit für Mensch und Tier zu. Die Wirkung von Giftcocktails, also Mischungen diverser Pestizide, wie sie in unseren Gewässern und in unserer Nahrung vorkommen, wird zudem gar nicht abgeklärt.
Zulassungsunterlagen beziehen sich immer nur auf einen einzelnen Stoff, Hilfsmittel und mögliche Kombinationen mit anderen Mitteln werden nicht berücksichtigt. Die als Basis verwendeten Versuche sind aufgrund der Artunterschiede der Versuchstiere und den Tests in standardisierten Umgebungen fragwürdig. Sie beinhalten keine Betrachtungen der möglichen Langzeiteffekte in einem so komplexen Ökosystem wie unseren Gewässern.
Die Abschätzung der Gefahr für Umwelt und in der Nahrung berücksichtigt namentlich die Effekte der „Giftcocktails“ in keiner Weise - für jeden Stoff gilt je ein einzelner Grenzwert. Die Grenzwerte werden zudem unbesehen von der EU übernommen.
Die Zulassung gibt also keinerlei Gewähr für „sichere“ Pestizide - weder für die Umwelt noch für den Menschen. Bei unbekannten Risiken muss aber das Vorsorgeprinzip gelten: wenn eine Produktion ohne oder mit geringem Pestizideinsatz möglich ist (das beweisen 6000 Biobauern) so ist eine solche Pflicht.
Gilt für beide Initiativen
Links:
Gesetzliche Grenzwerte für Pestizide im Essen - alles sicher? https://www.greenpeace.ch/wp-content/uploads/2017/01/Studie_Pestizidgrenzwerte.pdf
Mehrfachbelastungen durch Pestizide auf Mensch und Umwelt https://www.greenpeace.de/sites/www.greenpeace.de/files/Mfb_1.pdf
Schaden die intensive Landwirtschaft und der Einsatz von Pestiziden den Fischen?
Ja - aber meist indirekt. Sie sterben nur selten akut, aber ihre Nahrungsgrundlage wird vermindert oder vernichtet.
Die Konzentrationen von Pestiziden in Gewässern sind oft über den Grenzwerten. In vielen Gewässern der Schweiz finden sich über 100 Pestizide gleichzeitig. Die gesamte Fauna und Flora, insbesondere die Insekten werden dadurch in zahlreichen Oberflächengewässern nachweislich geschädigt. Da Insekten und Ihre Larven über 70% der Fischnahrung bilden, können weniger Fische aufwachsen.
Links:
Über 100 Pestizide in Fliessgewässern (EAWAG)
http://www.eawag.ch/fileadmin/Domain1/News/2014/0305/100pestizide.pdf
Der Fliegenfischer: Wovon Fische leben
http://www.der-fliegenfischer.de/beitraege/10_26_26+27+28+32_froehlich_naehrtiere.pdf
BAFU: Biodiversität in der Schweiz
https://www.bafu.admin.ch/dam/bafu/de/dokumente/biodiversitaet/uz-umwelt-zustand/biodiversitaet-schweiz-zustand-entwicklung.pdf.download.pdf/UZ-1630-D_2017-06-20.pdf
Science: Where have all the insects gone?
http://www.sciencemag.org/news/2017/05/where-have-all-insects-gone
Video:
So schlecht steht es um unsere Insekten
https://www.facebook.com/QuarksundCo/videos/10159014797730564/
Auch die biologische Produktion kommt nicht ohne Pflanzenschutzmittel aus
Diese Aussagen sind grundsätzlich korrekt. Die Anzahl der Mittel im Biolandbau ist aber viel geringer und deren Anwendung an strenge Bedingungen geknüpft.
Die Trinkwasserinitiative schliesst auch den Einsatz von problematischen Bio-Pestiziden mit ein (im Gegensatz zur Pestizidinitiative, welche nur die chemisch-synthetischen Giftstoffe verbannen möchte). Allerdings geht es nur um ganz wenige Stoffe/Stoffgruppen, leicht vereinfacht um Kupfer (Fungizid), Pyrethrum und Neem (2 Insektizide). Der Biolandbau ist aber daran, auf diese Stoffe zunehmend zu verzichten mit der Suche nach Ersatzmöglichkeiten. Zudem werden solche problematischen Stoffe bereits heute im Biolandbau in viel kleineren Mengen eingesetzt als im konventionellen Landbau.
Kurz: Auch der Biolandbau ist bei der Pestiziddiskussion in die Pflicht zu nehmen. Aber er ist schon heute massiv viel näher an einer giftfreien Landwirtschaft als der konventionelle Landbau, der im grossen Stil standardmässig oft ohne Notwendigkeit teilweise massive Umwelt- und Humangifte in die freie Landschaft ausbringt.
Gilt für beide Initiativen
Links:
Bio Suisse:
https://www.bio-suisse.ch/de/mehrbiowenigerpestizide.php
Der Aktionsplan des Bundes „Zur Risikoreduktion und nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln“ regelt alles genügend
Der vom Bund vorgeschlagene Aktionsplan ist ungenügend. Die angestrebte Reduktion des Pestizideinsatzes ist marginal. Viele wirksame Massnahmen werden gar nicht ins Auge gefasst in der Meinung, dadurch die Landwirtschaft zu schonen, damit sie möglichst wenig ändern muss.
Untersuchungen haben gezeigt: Mit geeigneten Massnahmen lässt sich der Pestizidverbrauch bereits kurzfristig um 40-50% reduzieren. Langfristiges Ziel muss eine nachhaltige, auf den Markt ausgerichtete und weitgehend pestizidfreie Produktion sein.
Der administrative Aufwand und die Kosten, welche durch die Umsetzung der enorm komplizierten Bestimmungen des Aktionsplans entstehen, um da und dort ein paar Schräubchen zu drehen und im Prozentbereich den Pestizideinsatz zu "optimieren", ist riesig. Zudem zeigen die Erfahrungen, dass sich die meisten Vorgaben des Bundes gar nicht kontrollieren lassen oder schlicht nicht kontrolliert werden. Der Walliser Pestizidskandal zeigte nur die Spitze des Eisberges. Es gibt nur einen sicheren, kostengünstigen und effizienten Weg: Sich mittelfristig ganz von den Pestiziden zu lösen und Alternativen zu suchen. Diese Alternativen gibt es. Dieser Weg entspricht im Übrigen genau der vom Bund selber verfassten Agrarpolitik: Pestizide dürften gemäss Ökologischem Leistungsnachweis (ÖLN) des Bundes nur Ultima Ratio, d.h. wenn alle anderen Massnahmen versagen, eingesetzt werden (Pflanzenschutzpyramide). Die Praxis der Landwirtschaft ist heute jedoch eine komplett andere. Fast alle Pestizide werden heute standardmässig nach im Voraus festgelegten Spritzplänen ausgebracht. Der Bund dürfte deshalb bereits heute solchen Betrieben gar keine Direktzahlungen geben.
Der von vielen Organisationen getragene Pestizidreduktionsplan der Vision Landwirtschaft zeigt einen klaren Weg auf.
Mittelfristig ist ein weitgehender Verzicht auf Pestizide machbar, weshalb der SFV die beiden Initiativen tatkräftig unterstützt.
Gilt für beide Initiativen
Links:
Pestizid- Reduktionsplan Schweiz, VISION LANDWIRTSCHAFT Mai 2016 www.visionlandwirtschaft.ch/downloads/Pestizid-Reduktionsplan_Schweiz_kurz.pdf
Gesetzlich gelten doch pflanzenschutzmittelfreie Zonen entlang von Oberflächengewässern
Ja - aber sie werden oft nicht eingehalten und die Kantone kontrollieren zu wenig oder gar nicht.
Pflanzenschutzmittelfreie Zonen wurden zwar definiert, werden aber ungenügend oder gar nicht kontrolliert (Beispiel: Wallis). Bei der Ausbringung mit Helikoptern ist zudem eine starke Verdriftung die Regel. Dass die definierten Zonen nicht genügen um Gewässer und unser Trinkwasser zu schützen, ist offensichtlich: die Grenzwerte werden in unseren Gewässern regelmässig überschritten.
Das Wegschauen beim Gesetzesvollzug hat im Schweizer Landwirtschaftssystem Tradition. Das ist Gift für sein höchstes Gut: das Vertrauen der Konsumenten und Steuerzahler.
Gilt für beide Initiativen
Links:
VISION LANDWIRTSCHAFT
Landwirtschaftlicher Gesetzesvollzug: Kultur des Wegschauens
www.visionlandwirtschaft.ch/de/newsletter/aktueller-newsletter/
Winzer sprühen Gift – die Behörden schauen weg www.srf.ch/news/schweiz/winzer-spruehen-gift-die-behoerden-schauen-weg
Besorgniserregende Pestizid-Werte in Schweizer Gewässern – auch dort, wo sich Bauern an die Vorschriften halten.
www.srf.ch/news/schweiz/pestizide-im-wasser-behoerden-nehmen-hohes-risiko-in-kauf
Statt im Inland würden die Pflanzenschutzmittel einfach im Ausland eingesetzt, das führt zu einer Verlagerung der Umweltprobleme ins Ausland
Falsch - eine pestizidfreie Schweiz wäre ein Vorreiter für eine neue nachhaltige Landwirtschaft - international.
Zum einen müssen wir kein Kilogramm mehr importieren, wenn wir mögliche Mindererträge, die durch einen Pestizidverzicht entstehen, durch eine Reduktion der Abfälle in Produktion und Vertrieb (Foodwaste) kompensieren. Zum anderen haben es Handel und Konsumenten in der Hand, auch bei den importierten Nahrungsmitteln für eine nachhaltige Produktion zu sorgen. So hat Migros das Versprechen abgegeben, bis 2020 die hohen Schweizer Tierschutzstandards auch auf alle ausländischen Produkte anzuwenden. Dasselbe Prinzip kann auch auf den Pestizideinsatz angewandt werden.
Die Pestizidinitiative verbietet zudem den Import von mit Pestiziden produzierten Lebensmitteln explizit.
Mit dem Import nachhaltig produzierter Nahrungsmittel hat die Schweiz einen grossen Einfluss, wie im Ausland produziert wird, und kann weit über die Schweizer Grenze hinaus zu einem reduzierten Pestizideinsatz beitragen.
Gilt für beide Initiativen
Müssen wir mit höheren Lebensmittelkosten rechnen?
Nachhaltig produzierte Produkte sind heute vor allem deshalb teurer, weil gesonderte Marktwege (Trennung von konventioneller Ware) sowie Verpackung im Endverkauf (Grossverteiler) notwendig sind. Mit einer flächendeckenden nachhaltigen Produktion fallen diese verteuernden Elemente weg. Zudem werden allfällige Mehrkosten oder Mindererträge den Bauern über Direktzahlungen entschädigt, weshalb die Lebensmittel nicht teurer werden.
Indem die bisher pauschal und ohne Gegenleistungen ausgeschütteten Direktzahlungen in Zukunft gezielt für eine pestizidfreie Produktion eingesetzt werden, erhalten Bauern, die sich an die Vorgaben halten deutlich mehr Geld. So wird es möglich, pestizidfrei zu produzieren, ohne dass die Lebensmittelpreise ansteigen.
Genau dies wäre bereits heute von der Bundesverfassung vorgesehen, wird aber nicht so praktiziert in der Agrarpolitik.
Gilt für beide Initiativen
Der Einkaufstourismus wird stark ansteigen
Der Einkaufstourismus könnte sogar in umgekehrter Richtung stattfinden, wenn die Schweiz hochqualitative pestizidfreie Produkte anbieten kann. Der Gesundheitstrend wird bei sich steigernder Kaufkraft noch weiter zunehmen.
Gilt für beide Initiativen
Was heisst prophylaktischer Antibiotikaeinsatz?
Prophylaktischer Einsatz heisst, man gibt Antibiotika vorbeugend, ohne dass ein Tier wirklich krank ist. Heute werden oft standardmässig in Situationen wie z.B. der Einstallung von neuen Tieren, Antibiotika verabreicht. Das ist gefährlich, denn wenn die Tiere dann krank werden, nützen die Antibiotika nichts mehr, weil die Bakterien resistent geworden sind. Das ist auch für Menschen gefährlich, da Resistenzen übertragbar sind - sie nützen dann auch nichts mehr wenn wir mal krank sind.
Infektionen waren früher die häufigste Todesursache. Die Entdeckung der Antibiotika hat deshalb das Leben vieler Menschen und Tiere gerettet.
Die Bakterien können sich aber wehren - sie entwickeln Strategien, wie sie trotz Antibiotika überleben können: Resistenzen. Durch den übermässigen Einsatz von Antibiotika haben sich antibiotikaresistente Bakterien gebildet, die von der Eidgenössischen Fachkommission für biologische Sicherheit zur „grössten Bedrohung für die Gesundheit der Bevölkerung in der Schweiz“ erklärt wurden. Dabei handelt es sich um eine Mehrfach-Bedrohung, denn diese multiresistenten Bakterien können sich über Gewässer, aber auch über die Nahrung verbreiten. Über 300 Menschen sind 2016 in der Schweiz gestorben, weil kein Antibiotikum mehr gegen die Infektion helfen konnte.
Die immer mehr auf Hochleistung getrimmte Fleisch- und Milchproduktion der Schweizer Landwirtschaft fordert einen hohen Preis. Heute werden in der Schweiz pro Jahr rund 42 Tonnen Antibiotika in der Tierhaltung eingesetzt.
Tiere und Menschen sind von Natur aus prinzipiell gesund.
Wenn wir aber gestresst werden, sinkt die körpereigene Abwehr.
Wie bereits tausende von nachhaltig handelnden Bauern zeigen konnten, sind prophylaktische Antibiotikagaben bei tierschutzgerechter Haltung und angepasstem Management unnötig. Die Trinkwasserinitiative fordert deshalb, dass Landwirtschaftsbetriebe, die Antibiotika in der Tierhaltung prophylaktisch einsetzen oder deren Produktionssystem einen regelmässigen Einsatz von Antibiotika nötig macht, von den Direktzahlungen ausgeschlossen werden.
Beispiel: Kühe müssen regelmässig Kälber haben, wenn sie Milch geben sollen. Diese Jungtiere werden dann durch Mäster aufgekauft, transportiert und neu zu Mastgruppen zusammengestellt. Das verursacht Stress. Zudem kommen mit den Tieren auch Bakterien von verschiedenen Höfen zusammen. Das führt sehr oft zu Erkrankungen - denen mit prophylaktischen Antibiotikagaben begegnet wird. Diverse Beispiele zeigen, dass Antibiotikagaben überflüssig werden, wenn das Management geändert wird (z.B. Kälber auf dem eigenen Hof aufziehen) oder Stallklima und Hygiene verbessert werden.
Bereits heute wird die Hälfte der Kälber ohne prophylaktische Antibiotikagaben aufgezogen- das geht bei der anderen Hälfte auch.
Die Trinkwasserinitiative verlangt deshalb, dass Bauern welche auch in 10 Jahren noch prophylaktisch Antibiotika einsetzen, keine Direktzahlungen mehr erhalten.
Links:
Eidgenössische Fachkommission für biologische Sicherheit: Antibiotikaresistenzen: Grösste Bedrohung für Gesundheit in der Schweiz
Schweiz am Wochenende: Resistente Keime: Infektionen steigen auf Höchststand https://www.schweizamwochenende.ch/nachrichten/resistente-keime-infektionen-steigen-auf-hoechststand-131069564
Watson: Die Killerkeime gehen um www.watson.ch/Schweiz/Wirtschaft/143814986-Die-Killerkeime-gehen-um-%E2%80%93-Spit%C3%A4ler-schlagen-Alarm
Der Spiegel: Multiresistente Keime: Mehr Tote durch Keime als durch Krebs
SRF Kälber auf Antibiotika www.srf.ch/wissen/natur-umwelt/kaelber-auf-antibiotika
SRF Netz Natur: Antibiotika in der Tiermast: Gefahr durch die Hintertür
Können nach Annahme der Trinkwasserinitiative kranke Tiere nicht mehr mit Antibiotika behandelt werden?
Falsch. Verboten wird nur der vorbeugende (prophylaktische) Einsatz. Kranke Tiere dürfen nach einer Diagnose durch den Tierarzt natürlich weiterhin behandelt werden.
Eine genaue Diagnose und die Abklärung der Wirksamkeit müssen in jedem Fall vor jeder Antibiotikagabe stehen.
Behörden und viele Bauern setzen alles daran den Antibiotikaverbrauch zu senken.
Die Agrarzahlungen sind so umzubauen, dass Fehlanreize verschwinden- und tiergerechtes Verhalten belohnt wird (Kälber gehören nicht auf Viehmärkte).
Bauern aber, welche bis in 10 Jahren, wenn die lange Übergangsfrist der Forderungen dieser Initiative abgelaufen ist, nicht alles unternommen haben um die Haltung und das Management Ihrer Tiere so zu optimieren, dass Antibiotikagaben die Ausnahme bilden, wollen wir nicht mehr mit unseren Steuergeldern unterstützen.
Antibiotika sind Heilmittel und müssen als solche im Notfall wirken können - bei Mensch und Tier. Tierschutz ist auch Menschenschutz.
Gilt für die Initiative sauberes Trinkwasser
Links:
Nationale Strategie Antibiotikaresistenzen (StAR)
Merkblatt Antibiotika reduzieren - Biosuisse
www.bio-suisse.ch/media/Produzenten/merkblatt_antibiotika_d_version_20.12.2016_web_def.pdf
Die Trinkwasserinitiative verlangt, dass Viehbestände der Futtergrundlage angepasst werden - was heisst das?
In der Schweiz wird in vielen Regionen massiv mehr Gülle und Mist produziert, als die Landwirtschaftsflächen aufnehmen können. 2016 musste sogar Gülle exportiert werden. Grund sind die stark überhöhten Nutztierbestände. Um sie mit Futter versorgen zu können, „bewirtschaftet“ die Schweiz im Ausland noch einmal so viel Ackerfläche, wie sie im Inland zur Verfügung hat.
Über eine Million Tonnen Futtermittel werden in die Schweiz importiert, und jedes Jahr werden es mehr. Diese Futtermittel, wie etwa Soja, werden z.B. in Brasilien produziert, wo dafür Regenwälder abgeholzt werden. Ein Grossteil des Stickstoffes aus Gülle und Mist und andere problematische Stoffe gelangen in die Böden und in die Gewässer und damit auch in unser Trinkwasser. Migros hat das Versprechen abgegeben, ab 2020 nur noch Fleisch nach Schweizer Produktionsstandard zu importieren. Solange wir mehr Fleisch konsumieren, als auf dem eigenen Boden produziert werden kann, ist das die einzige einigermassen nachhaltige Lösung.
Gilt für die Initiative sauberes Trinkwasser
Links:
SF DRS: Gigantische Umverteilung von Gülle und Mist
BAFU: Folgeprobleme des hohen Tierbestandes
Fleisch: Wo Schweiz draufsteht, ist nicht mehr viel Schweiz drin
www.visionlandwirtschaft.ch/de/newsletter/newsletter-archiv/
Heisst das, dass ich weniger Fleisch essen kann?
Nein, es werden dazu keinerlei Vorschriften gemacht. Der Fleischkonsum ist jedoch generell rückläufig. Denn immer mehr Menschen erkennen: Lieber weniger, dafür qualitativ hochwertiges, nachhaltig in der Schweiz produziertes Fleisch essen. Dafür werden die Gewässer und die Umwelt geschont - und wir Fischer können dann mal einen Fisch mehr fangen und geniessen.
Aus Umweltsicht kann aber auch der Import von Fleisch, z. B. argentinisches Weiderind umwelt- und tierfreundlicher sein, als die Produktion mit importiertem Futter in der Schweiz.
Gilt für die Initiative sauberes Trinkwasser
wird laufend erweitert