Fischerei

Fänge und Fangaussichten

Als die ersten Berufsfischer in den 1950er-Jahren begannen die Egli für ihre Kundschaft zu filetieren, wuchs die Nachfrage stark. Der feine Geschmack und die einfache Zubereitung machten das Eglifilet rasch populär. Mit dem gleichzeitig aufkommenden Tagestourismus an die Seen, nahm auch die Bedeutung der neu entdeckten Delikatesse für die Gastronomie zu. Es waren einträgliche Zeiten für die Berufsfischerei, denn die Barschpopulationen in den meisten Seen waren in guter Verfassung. Die Fangstatistik des Bundes zeigt einen jahrzehntelangen Aufwärtstrend, der in den 1970er-Jahren bei Spitzenerträgen um 2000 Tonnen ein historisches Hoch erreichte. Bei einem Durchschnittsgewicht von etwas weniger als 100 Gramm pro Egli entspricht eine Tonne etwa 1100 Fischen. Damals wurden also bis zu 20 Millionen Egli pro Jahr geerntet.

In den 1980er-Jahren gingen die Fänge plötzlich deutlich zurück. Das letzte Fangjahr über der 1000 Tonnen-Marke war 1991, als die Berufsfischer noch einmal rund 1250 Tonnen Egli protokollierten. Seither nehmen die Fänge mit den für das Egli typischen Schwankungen stetig ab. 2015, im bisher schlechtesten Eglifangjahr seit Einführung der Fangstatistik gingen noch 225 Tonnen Egli in die Netze: noch knapp 2 Millionen Exemplare.

Egli-Fänge der Berufsfischer 1982 bis 2017

Die Fischereistatistik-Seite des Bundesamts für Umwelt ermöglicht verschiedene Datenabfragen und liefert fundierte Hintergrundinformation über die Berufs- und Freizeitfischerei in der Schweiz.

https://www.fischereistatistik.ch/de/statistics?tt=0&dt=0&at=0&st=0&dp=0&ar=CH&wt=0&th=12&un=1&in=0&yr%5Bfrom%5D=1982&yr%5Bto%5D=2017&sp=%2070072

Der Ertrag der Berufsfischerei von 1997 bis 2017 (Excel-Tabellen)

Offizielle Daten des Bundeamts für Statistik.

https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/land-forstwirtschaft/jagd-fischerei-fischzucht/fischerei.assetdetail.7347518.html

 

In der Schweiz sind heute noch 262 Berufsfischer im Haupt- oder Nebenberuf tätig. Durchschnittlich fangen sie rund 75 Prozent des Gesamtertrags. Das waren im Durchschnitt der letzten zwanzig Jahre rund 1600 Tonnen pro Jahr. Tendenz abnehmend.

Im Unterschied dazu steigen die Fänge der Angelfischer moderat und liegen bei etwas über 100 Tonnen pro Saison. Das ist aus Expertensicht vor allem auf eine Veränderung des Anglerverhaltens zurückzuführen: Ganz grundsätzlich verlagert sich mit der starken Abnahme der Forellen und Äschenbestände im Mitteland und den Tallagen die Freizeitfischerei von den Fliessgewässern zu den Seen. An den Seen ist das Interesse an der Eglifischerei stark gestiegen und die Methoden und Techniken sind raffinierter und effizienter geworden.

Die Anzahl aktiver Angelfischer wird in der Schweiz heute auf rund 150000 Personen geschätzt.

Egli-Fänge der Angelfischer 1982 bis 2017

https://www.fischereistatistik.ch/de/statistics?tt=0&dt=0&at=0&st=0&dp=0&ar=CH&wt=0&th=11&un=1&in=0&yr%5Bfrom%5D=1982&yr%5Bto%5D=2017&sp=%2070072

In der Schweiz hat der Konsum von Fischereierzeugnissen in den letzten Jahrzehnten stark zugenommen. Seit 1990 von knapp sieben auf fast neun Kilogramm pro Person und Jahr.

Der jährliche Gesamtimport von Fischen, der Meeresfische und Süsswasserfische aus Wildfang und Zucht umfasst, ist auf etwa 55000 Tonnen angestiegen. Parallel nahm der Fangertrag der Schweizer Berufsfischer von durchschnittlich rund 3000 Tonnen pro Jahr auf weniger als 1500 Tonnen pro Jahr ab.

Selbst wenn man nur Birnen mit Birnen vergleicht, also lediglich die Süsswasserfische aus Wildfang mit dem Ertrag aus den Schweizer Seen, erkennt man, dass die Berufsfischerei fortlaufend Marktanteile verliert. Der Schweizer Seefang deckt noch etwas mehr als zehn Prozent des Bedarfs ab. Beim lukrativen Egli liegt der Wert bereits tiefer. Neuneinhalb von zehn Eglifilets, müssen aus Russland, Estland, Polen oder Irland importiert werden.

Die Bedeutung der Schweizer Berufsfischerei wird wahrscheinlich weiter schwinden. Einerseits wegen der Abnahme der Gewässerproduktivität, anderseits, weil die Zahl der Betriebe schon seit Jahren zurückgeht. Das aktuelle Durchschnittsalter der Berufsfischer liegt bei rund 60 Jahren. Fast 40 Prozent der aktiven Berufsfischer haben sogar das Pensionsalter überschritten. Nur noch wenige Lehrabsolventen entscheiden sich für diesen Beruf - nicht zuletzt wegen der ungewissen wirtschaftlichen Perspektiven. 2017 haben noch zwei Personen die Lehre abgeschlossen, 2018 niemand.

Das ist eine unglückliche Entwicklung, denn Fische aus der einheimischen Berufsfischerei erfüllen alle Kriterien für nachhaltige, umweltverträgliche und klimaschonende Nahrungsmittelproduktion auf vorbildliche Weise. Die wachsende Nachfrage nach regionalen Produkten in Handel, Gastronomie und Tourismus bietet eigentlich hervorragende Perspektiven. Der Bedarf für einheimische Fische aus Wildfang übersteigt das Angebot schon seit Jahren um ein Vielfaches.